Name und Benanntes. (Un)disziplinierte Verschiebungen
Warum wurde die Bezeichnung ‚Völkerkunde’ eigentlich nicht 1969 bei der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde in Göttingen durch die Bezeichnung ‚Ethnologie’ ausgetauscht, wonach die damaligen politischen und inhaltlichen Verschiebungen doch stark verlangten?[i] Und warum wurde der Wechsel von ‚Ethnologie’ zu ‚Anthropologie’ nicht in den 80er Jahren vollzogen, als massive politische und methodische Verschiebungen dahin drängten? Warum erfolgt die Umbenennung der Disziplin erst heute, im Jahr 2018, wo sie vielen ihrer Mitglieder lange überfällig, und einigen bereits ein wenig veraltet, hinterherhinkend erscheint? Für andere Mitglieder artikuliert sich in der Umbenennung indes eine bedauernswerte Mischung aus historischem Unwissen und einem fehlgeleitetem Verständnis der politischen Relevanz des Faches und seines Namens.
Man kann sich diesen Fragen durch die Erzählung einer langen und verzweigten Geschichte nähern, oder man springt zu einer knappen Antwort über: Der beste Schutz gegen Namensänderungen mit einer gezwungenermaßen begrenzten Plausibilitätsdauer besteht darin, gleich beim alten Namen zu bleiben und ihn mit neuen Bedeutungen auszustatten. Tatsächlich ist eine solche Entwicklung seit den 1960er Jahren dort zu beobachten, wo sich Ethno als Präfix entweder mit -methodologie oder mit -graphie verbindet. Niemand käme ohne Weiteres auf die Idee, die von Harold Garfinkel benannte Ethnomethodologie mit einer Kunde von Völkern und Stämmen in Verbindung zu bringen. Wenn in der Soziologie von Ethnographie die Rede ist, ist damit eine vergleichsweise genau definierte Methode gemeint, für die verunsicherte Ethnologen und Ethnologinnen ein Patent reklamieren und in Form von Zitationen kassieren möchten. Dies gelingt jedoch nicht so recht, weil die Ethnographie freilich so viele Ursprünge hat wie ein Fluss Quellen.[ii] Und, wer weiß, vielleicht setzen sich bald für das irreführende Präfix Ethno auch hier treffendere Substitute durch, die schließlich schon vorliegen, wie zum Beispiel Praxeographie[iii] und spezieller Technographie.[iv] Ursache zur Skepsis liefert die Verwendung des Präfixes zum Beispiel in ‚Ethnomedizin‘ oder ‚Ethnobotanik‘ – deutlicher kann man kaum diskriminieren und unter der Hand der ‚Medizin‘ oder ‚Botanik‘ ohne dem Präfix universelle Geltung zuschreiben.
Statt eine kurze Antwort zu geben oder eine lange, verwickelte Geschichte zu erzählen, kann man sich diesen Fragen auch wissenschaftshistorisch und wissenschaftsanthropologisch durch eine Beobachtung zweiter Ordnung nähern und damit klare Antworten bis auf Weiteres vermeiden, allenfalls Möglichkeiten aufzeigen.
Der Kanon der Disziplinen, wie wir ihn kennen, festigte sich erst Anfang des 19ten Jahrhunderts; Michel Serres spricht von der Ära der X-ologie: Geologie, Soziologie, Biologie, usw.. Zur selben Zeit wurden Datensammlungen zum Herzstück sowohl der Natur- als auch der Geisteswissenschaften und es etablierte sich die Vorstellung, dass man einzelne Dinge besser analysieren kann, wenn man sie im Kontext einer von der Sache her bestimmten Sammlung vergleichbarer Dinge (Gesteinsproben, Schmetterlinge, Gräser oder Masken) oder vergleichbarer Daten (etwa Patientenakten) sieht. Die Entstehung der Statistik (von „Sta[a]t-is-tik“, analog zu Hermeneu-tik oder Kyberne-tik), aber auch die der systematischen Sammlung im Bereich der Botanik, Zoologie, Geologie, Anthropologie usw. gehören in diesen Zusammenhang.
Mit den Disziplinen bilden sich deren diverse Infrastrukturen und Forschungstechnologien heraus, die das disziplinäre Arbeiten ermöglichen. In dem Maße, in dem sie als Infrastruktur wirksam werden, verschwinden sie im Hintergrund, erscheinen fraglos gegeben und führen auf diese Weise die Sinnentlastung (Hans Blumenberg) herbei, für die sie gebraucht werden. Laurent Thévenot würde hier von Investitionen in Formen sprechen. Zur Festigung dieser aufwendigen und kostspieligen Wissensinfrastrukturen gehören nicht nur Bibliotheken mit ihren Katalogen und Klassifikationen, fachspezifische Zeitschriften, Berufsverbände, Sammlungen (heute insbesondere digitale Datenbanken), sondern Ausbildungsgänge, Finanzierungen, Karrierepfade, Zertifikate, öffentliche Darstellungen und Wahrnehmungen. In diesem Zusammenhang bilden sich zudem Fachsprachen und eigene Denkstile mit ihren impliziten epistemologischen und ontologischen Selbstverpflichtungen heraus.
Schließlich führt das Arbeiten innerhalb dieser Strukturen zu disziplinär unterscheidbaren Formen des Habitus, der jeweils distinkte Empfindlichkeiten, Affekte und Weisen der Selbstreflektion, Kritik und Ironie hervorbringt. Die Menschen, die zu den Wissensinfrastrukturen gehören, in ihnen arbeiten, sie am Laufen halten, sie interpretieren und manipulieren, identifizieren sich am Ende als X-ologen oder zumindest wird ihnen diese Identität beharrlich zugeschrieben. In einigen Fällen geht die Identifikation soweit, dass man von einer Art Genophilia sprechen kann, wenn es heißt „anthropology, our beloved discipline“, oder von einem Werte- und Deutungskonsens, wenn es etwa heißt „we in STS have always argued that …“. Wer hier aneckt, muss mit heftigen Reaktionen rechnen.
Disziplinen als Wissensinfrastrukturen bzw. als Gemengelagen von Formen sind die unverzichtbare Voraussetzung für grundlegende Einsichten in die Art und Weise, in der die Welt funktioniert. Man kann über CRISPR/CAS9 nur mitreden, wenn man bis zu einem bestimmten Grad versteht, worum es geht und nur daran mitarbeiten, wenn man die molekularbiologischen Voraussetzungen beherrscht. Man kann aber auch nur insofern daran arbeiten, als sämtliche der anderen aufgezählten Elemente der Infrastruktur und Forschungstechnologie der Molekularbiologie gegeben sind. Das gleiche gilt für alle anderen Disziplinen, auch wenn es zutrifft, dass sich geisteswissenschaftliche Konzepte leichter in Alltagssprache übertragen und sich schwieriger von Metaphern unterscheiden lassen. Wer zum Beispiel Konzepte wie metapragmatischer Diskurs, Autopoiesis, Agencement, Heterotopie oder Rhizom und ihre theoretischen Einbindungen nicht kennt, kann sie zwar alltagsprachlich erklärt bekommen. Doch werden in diesen Erklärungen erstens andere Konzepte auftauchen, die dasselbe Problem verursachen, und zweitens kann eine laufende Debatte nur vertieft werden, wenn sie – für eine Weile jedenfalls – auf diesen Konzepten aufbaut. Offenkundig wird dieser Sachverhalt im Zuge der Einübung in das Lesen und Schreiben von Fachtexten im Rahmen universitärer Ausbildung oder bei der öffentlichen Vorstellung geisteswissenschaftlicher Erkenntnisse. Der Blick von Novizen und Laien bringt gelegentlich überraschende und wertvolle Einsichten zu Tage, aber im Regelfall erkennen uneingeweihte Blicke nicht ausreichend, worum es gerade geht, welche Punkte man kritisch in Frage stellen kann, und wo dies im gegebenen Kontext unsinnig ist.
Die Sinnentlastung durch Disziplinen als Wissensinfrastrukturen und die Disziplinierung der menschlichen Elemente dieser Infrastrukturen sind unverzichtbar für das Zustandekommen von Wissen, das aus guten Gründen bemüht ist, sich von den Sinnentlastungen des Alltagswissens – dem gesunden Menschenverstand, dem common sense – kritisch zu lösen. Dafür wird indes ein gewisser Preis bezahlt, sofern die Institutionalisierung einer solchen Ermöglichungsstruktur (agencement, Deleuze) mit Aufforderungscharakter (affordance) und besonderen Anhänglichkeiten (affect) dazu neigt, eine größere Beharrlichkeit zu entwickeln, als es dem Zweck der Sache dienlich ist. Die angestrebte Sinnentlastung kippt bisweilen in einen Sinnverlust. Die laufenden Debatten über die Zukunft ethnographischer Sammlungen in Europa bieten eines von vielen Beispielen für diesen Fall. „Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen“ heißt es bei Karl Marx. Der Wissenschaftsbetrieb ist nicht nur nicht frei von dieser Positionalität, sondern eben auf sie angewiesen. Die vorgegebenen Stücke und die nicht selbstgewählten Umstände lenken das Geschehen in Richtungen, die sich nicht allein aus den Handlungsmotiven ergeben, sondern immer schon teilweise vorbestimmt sind – doch ohne dem kommt man eben nicht weiter.
Allerdings ist der Wissenschaftsbetrieb im Idealfall systematisch auf seine eigene Fehlbarkeit ausgerichtet und sucht so den Widerstand der Dinge und Umstände, um gegebenenfalls seinen Kurs zu ändern. Vor allem aber drängen sich die Dinge und Problematisierungen auch von selbst auf, lassen sich nicht restlos durch die Suchraster diverser Methodologien einfangen, sondern stören den Betrieb, der wiederum trotz seiner Beharrlichkeit für solche Störungen nicht ganz unempfänglich ist (Thomas Kuhn). Dadurch unterscheidet er sich von anderen Einrichtungen ähnlicher Dimensionen wie etwa der Bürokratie. Dieses idealtypische Bild von der prinzipiellen Nicht-Abgeschlossenheit und Korrigierbarkeit wissenschaftlicher Aussagen über die Welt hat einen ungebrochen hohen heuristischen Wert insbesondere im Hinblick auf die politische Steuerung des Betriebs und die Finanzierung der Wissensinfrastrukturen (die ja nicht in jedem Fall so verblüffend günstig sind wie in der Anthropologie) im Hinblick auf ihre Unabhängigkeit von Kapital, Politik, Religion, Alltagswissen. Detailliertere empirische Untersuchungen lassen indes schnell erkennen, welche entscheidende Rolle Politik, Wirtschaft, Wissensinfrastrukturen und Überzeugungsnetzwerke (webs of belief, Quine) dennoch spielen, auch wenn es prinzipiell um Neutralität geht.
Die tektonischen Verschiebungen der Anthropologie haben zwar alle etwas mit der inhärenten Korrigierbarkeit der Wissenschaft zu tun und stets kommen entsprechende Korrekturvorschläge aus dem Inneren des Betriebs lange vor ihrem Durchbruch. Doch zu einer tektonischen Verschiebung kommt es in der Regel erst, wenn die Zeit dafür reif ist, also durch ein viel späteres und kontingentes Wechselspiel mit Politik, Wirtschaft und Überzeugungsnetzwerken. Zwei großartige Beispiele unserer Zeit kommen aus der technik-historischen Untersuchung der Entstehung dessen, was heute unter KI (Künstlicher Intelligenz) oder Maschinenlernen verhandelt wird.[v] Was sich an der Geschichte dieser Debatten gut aufzeigen lässt, ist die Verflechtung disziplinärer Einlassungen mit den historisch tiefgreifenden Veränderungen der conditio humana, die sich bekanntlich niemals an die Grenzen bestehender Disziplinen halten, sondern diese massiv in Frage stellen. Gregory Bateson, den die Anthropologie gerne für sich reklamiert, war einer der zentralen Figuren in den Debatten über Kybernetik zweiter Ordnung der vierziger und fünfziger Jahre, die innerhalb der Disziplin dann schnell verstummt sind. Erst heute, etwa achtzig Jahre später, werden auch in der Anthropologie Fragen dieser Debatten unter anderen Namen neu aufgegriffen – weil sie sich aufdrängen und weniger, weil Gregory Bateson einen Anfang gemacht hat.
Der prinzipiellen Fehlbarkeit von Erkenntnis tendenziell entgegenlaufend werden grundlegende Änderungen oft zu lange verdrängt, allerdings sind sie nicht ausgeschlossen und warten oft nur auf das richtige politische Klima für ihren Durchbruch. Trotz der Robustheit und Beharrlichkeit von Disziplinen als Wissensinfrastrukturen verfügen sie dank ihrer Offenheit für Störungen (Anomalien), für grundlegende Änderungen der Welt und für politischen Einfluss gleichwohl über eine besondere Dynamik. Es kommt ununterbrochen zu kleinen und meist intern verursachten und hin und wieder zu tektonischen Verschiebungen. Diese beiden Mechanismen resultieren unwillkürlich darin, dass Disziplinen ihren Namen meistens auch dann noch behalten, wenn sie schon länger nicht mehr das tun, was sie bei ihrer Entstehung und Namensgebung als Neuerung eingeführt haben. In der mehr oder weniger langen Zeit zwischen ihrer ersten Institutionalisierung und der Umbenennung einer Disziplin liegen oft verbitterte Debatten darüber, ob eher der alte Name bedeutungslos und irreführend geworden ist, oder eher die neuen bzw. die veralteten Praxen am Rande der Disziplin eigentlich schon außerhalb ihrer selbst liegen und sich besser anderswo verorten sollten. Dann heißt es etwa rhetorisch „Ist das noch Ethnologie?“.
Im Fall der Sozial- und Kulturanthropologie und ihrer vergleichsweise kurzen Geschichte verläuft es nicht anders. Bereits circa fünfzig Jahren nach der relativen Fixierung einer disziplinären Wissensinfrastruktur und Identität, trat mit der Befreiung vom Kolonialismus eine erste tektonische Verschiebung ein, die die Problematisierungen und Formen der Disziplin radikal infrage gestellt und langsam zu deren Veränderung beigetragen hat. In Deutschland fielen die Frankfurter Auschwitz-Prozesse und die Studentenrevolte in dasselbe Jahrzehnt, in den USA war es der Vietnamkrieg. Im Laufe der folgenden circa zwanzig Jahre stellte sich die nächste tektonische Verschiebung ein, die sich aus der letzten entfaltete. Es war langsam klar geworden, dass man ohne weiteres auch nicht heuristisch und im affirmativen Sinn über Fremdheit oder Andersheit reden kann, ohne Differenzen zu vergrößern oder gar zu ontologisieren, die mehr den Klassifikationen der Methodologie entstammen und weniger dem zu untersuchenden Gegenstand.
Weitere zwanzig Jahre später, also an der Schwelle zum 21ten Jahrhundert und hundert Jahre nach der Institutionalisierung der modernen Sozial- und Kulturanthropologie unter diversen Namen, beobachten wir eine weitere und diesmal noch massivere Erweiterung der onto-epistemologischen Implikationen der Unterscheidung des Eigenen vom Fremden. Es steht nicht weniger als die Neudefinition der conditio humana zur Disposition und damit die Kategorie Anthropos. Diesmal geht es mit Hilfe der anthropologischen Gretchenfrage – wie sehen uns die Anderen – darum, wie uns etwa die Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen des Planeten in ihre Welt einbeziehen und welche Rolle unbelebte Materie dabei spielt (James Lovelock; Stefan Helmreich; Val Plumwood; Hugh Raffles). Leben und Nicht-Leben beginnen sich etwa im Bereich von KI und von Nanobots in der Medizin in anderen Modi ineinander zu falten, als von Menschen lange Zeit angenommen.
Es ist die empirische und philosophische Untersuchung der Unterscheidung Eigen/Fremd, die hierbei weiterhin Bestand hat. Die Beschäftigung mit dieser Unterscheidung zeichnet allerdings die Anthropologie nicht gegenüber anderen Wissenschaften aus, denn sie läuft analog der Unterscheidung System/Umwelt, Zeichen/Bezeichnetes, Kultur/Natur, Mensch/Umwelt. Alle diese Unterscheidungen enthalten das philosophische Grundlagenproblem der Trennung von Subjekt und Objekt und damit die Frage, ob und wie die Beobachtung der Beobachtung in eine Theorie eingebaut werden kann. Im Horizont dieser Frage steht das Problem der unergründlichen Fremdheit bzw. der Möglichkeit unzugänglicher Realitäten, auf die man sich einstellen möchte, aber nicht weiß, wie das geht.
In Anbetracht dieser tektonischen Verschiebungen erstaunt es nicht, dass disziplinäre Grenzen zur Disposition stehen und es dabei kontrovers zugeht. Es erscheint naheliegend, in diesem Kontext über die Vor- und Nachteile der Bezeichnungen ‚Völkerkunde‘, ‚Ethnologie‘, ‚Anthropologie‘ zu streiten. Was indes von einer Lösung eher ablenkt als sie herbeizuführen, ist das Beharren auf der Möglichkeit einer eidetischen Reduktion der Namen. Die drei alternativen Bezeichnungen haben zwar ihre je eigenen und auch ihre gemeinsamen Genealogien mit vielen verschiedenen Ursprüngen, und selbstverständlich ist es hilfreich, diese Genealogien in ihrer Vielfältigkeit und Verflechtung möglichst gut zu kennen. Allerdings kommt man so von der Bestimmung einer Bezeichnung, die für Menschen mit unterschiedlichen Überzeugungen gleichermaßen richtig erscheint, immer weiter ab. Die richtige Bezeichnung einer Disziplin, deren Grenzen und Praxen sich permanent verschieben, muss also eine Konvention sein. Deren Gültigkeit liegt gerade nicht in der Plausibilität ihrer eidetischen Reduktion, sondern in ihrer metapragmatischen Fähigkeit, diverse onto-epistemologische Überzeugungen zu beherbergen. Diejenigen, die sich 2018 gegen ‚Völkerkunde‘ und ‚Ethnologie‘ und für ‚Anthropologie‘ aussprechen, plädieren damit für einen im Weltmaßstab verständlichen Namen, der genug festlegt, um nicht beliebig zu sein, und genug offen lässt, um grundlegende Kontroversen nicht auszuschließen. Dass diese Umbenennung in einem historischen Moment stattfindet, in dem die Referenz Anthropos bzw. die Gattung Mensch problematisiert wird und zudem die Definitionsmacht der euro-amerikanischen Welt rapide sinkt, gibt dem zuversichtlichen Vorgang eine melancholische Note.
Richard Rottenburg ist Professor für Ethnologie am Institut für Ethnologie und Philosophie der Martin-Luther-Universität Halle bis zum Herbst 2018 und ab Januar 2019 Professor für Wissenschafts- und Technikstudien (STS) am Wits Institute for Social and Economic Research der University of Witwatersrad, Johannesburg, Südafrika. In Halle hat er das internationale Netzwerk „Law, Organization, Science and Technology“ (LOST) gegründet. Er untersucht Praktiken der Herstellung von Fakten (Experiment, Test, Messung) und der Infrastrukturierung von Wissen, die gemeinsam Evidenzen festigen und zirkulieren. Die Leitfrage der Untersuchungen richtet sich auf die Modi der Mobilisierung von Evidenzen bei der Gestaltung und Kritik verschiedener Szenarien von Zukunft.
Endnoten
[i] Braukämper, Ulrich. 2002. “Trauma einer Ethnologen-Generation? — Die Tagung der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde in Göttingen 1969.” Zeitschrift für Ethnologie 127 (2):301-319.
Kramer, Fritz W. 2016. “Abschied von der Nachkriegsethnologie. Der Fall der DGV-Tagung von 1969.” Paideuma 62:223 – 241.
[ii] Hirschauer, Stefan, and Klaus Amann. 1997. Die Befremdung der eigenen Kultur: zur ethnographischen Herausforderung soziologischer Empirie. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Kalthoff, Herbert, Stefan Hirschauer, und Gesa Lindemann (Hrg). 2008. Theoretische Empirie: zur Relevanz qualitativer Forschung. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
[iii] Schmidt, Robert. 2012. Soziologie der Praktiken: konzeptionelle Studien und empirische Analysen. Berlin: Suhrkamp.
[iv] Rammert, Werner. 2008. “Technographie trifft Theorie. Forschungsperspektiven einer Soziologie der Technik.” In Theoretische Empirie. Zur Relevanz qualitativer Forschung, edited by Herbert Kalthoff, Stefan Hirschauer and Gesa Lindemann, 341-367. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
[v] Edwards, Paul N. 1996. The closed world: computers and the politics of discourse in Cold War America, Inside Technology. Cambridge, Mass.: MIT Press.
Kline, Ronald R. 2015. The cybernetics moment: or why we call our age the information age, New studies in American intellectual and cultural history. Baltimore: John Hopkins University Press.