Mutterschaft im Feld
Die Kür im Konflikt zwischen widersprüchlichen Rollenbildern in der Wissenschaft
Paper proposal for the planned handbook “Accompanied Fieldwork in Anthropology”, edited by Julia Koch-Tshirangwana, Judit Tavakoli & Sophia Thubauville, cp. GAA Working Group „Family in the Field” & Handbook Project “Accompanied Fieldwork in Anthropology”
Mutterschaft und Wissenschaft – ein Gegensatzpaar? Der deutsche Diskurs der letzten Jahre ist geprägt von Gegenüberstellungen zweier Konstruktionen, die (angeblich) beide vollständige Hingabe erfordern: Wissenschaft und Mutterschaft.
Problematisiert werden einerseits ungleiche Anforderungen an Väter und Mütter in der Elternschaft, insbesondere die Überhöhung der Mutterschaft, andererseits auch an Männer (ob Väter oder nicht) und Frauen (ob Mütter oder als potenzielle Mütter gelesen) in der Wissenschaft. In der Feldforschung sehen sich Mütter nun verschärften Bedingungen ausgesetzt: das Idealbild des einsamen (männlichen) Forschers im Elfenbeinturm setzt sich im Feld als das des „lonely hero“ fort. Zwar nimmt Literatur zu begleiteter Feldforschung zu, doch bleiben die ungleichen An- und Herausforderungen der Mutterschaft in der Wissenschaft – im Feld – noch zu wenig beleuchtet. In diesem Beitrag werden verschiedene Formen von Mutterschaft im Feldforschungskontext beleuchtet, ob begleitet oder unbegleitet, ob sichtbar oder unsichtbar. Neben Fragen von „access to the field“ werden auch andauernde Hürden in der Durchführung der Forschung diskutiert.
Außerdem werden Herausforderungen wie mental load vor, während und nach der Feldforschungsphase problematisiert.