Zum Grundproblem von Ethnographie und Kolonialismus
Einige Gedanken zu zwei Ausstellungen im Berliner Haus der Kulturen der Welt
Im Haus der Kulturen der Welt in Berlin kann man noch bis zum 06. Januar 2020 zwei Ausstellungen besuchen, die mehrere Dinge gemeinsam haben. Die erste Gemeinsamkeit ist zunächst nicht sehr ungewöhnlich, sondern vielmehr im Gegenteil Museumsalltag. Beide Ausstellungen widmen sich dem Werk von weißen, toten, deutschen Männern. „Spektral/Weiß: Die Erscheinung kolonialzeitlicher Europäer*innen“ behandelt eine Figurensammlung des Ethnologen und ehemaligen Leiters des Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln, Julius Lips. „Liebe und Ethnologie: Die koloniale Dialektik der Empfindlichkeit (nach Hubert Fichte)“ Arbeiten des benannten Schriftstellers und Ethnographen.
Etwas ungewöhnlicher ist da schon die zweite Gemeinsamkeit beider Ausstellungskonzepte. Sie widmen sich unangepassten und widerständigen weißen, toten, deutschen Männern.
Julius Lips (1895-1950) war in der Weimarer Republik Sozialdemokrat und amtierte bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 als Direktor des Kölner Völkerkundemuseums. Von den Nazis aus seinen Ämtern entfernt, ging er gemeinsam mit seiner Frau Eva ins explizit politische Exil in die USA. Dort hatte Lips durch die Vermittlung des deutschstämmigen Franz Boas, einer zentralen Figur in der US-amerikanischen Anthropologie seiner Zeit, eine Stelle an der Columbia University inne und wurde später Professor an der Howard University, seinerzeit die renommierteste afroamerikanische Privatuniversität der USA. Nach dem Krieg holte ihn die DDR als Professor für Völkerkunde und vergleichende Rechtssoziologie an die Universität Leipzig, wo er aber bereits 1950 relativ jung starb. Wenngleich manche kritisiert haben, dass Julius Lips‘ Lebensgeschichte durch seine Frau Eva nach seinem Tode stark heroisiert worden ist,[1] bildet Lips‘ Biographie sicherlich einen positiven Bezugspunkt für eine demokratische, antirassistische und antifaschistische Sozial und Kulturanthropologie der Gegenwart.[2]
Hubert Fichte (1935-1986) gehörte der Nachkriegsgeneration an. Als extravaganter nicht-heterosexueller Künstler und Schriftsteller passte er nicht gut in den konformistischen Mainstream der Wirtschaftswunderzeit. Schon bald geriet er in die junge aufstrebende Künstler*innen-Szene der Bundesrepublik und las etwa in den frühen 1960er Jahren bei der Gruppe 47 vor. In den 1970er Jahren begann er die Arbeit an einem absoluten Ausnahmewerk im Kontext von Nachkriegsdeutschland, in dem er in langen Auslandsreisen nach Südamerika, in die Karibik und nach Afrika dem nachspürte, was er „die Verschwulung der Welt“ nannte.[3] Wie zu viele schwule Intellektuelle fiel er, ebenfalls relativ jung, in den 1980er Jahren der AIDS-Epidemie zum Opfer.
Die dritte Gemeinsamkeit beider Ausstellungen führt uns dann bereits an den Punkt, an dem die Sache besonders interessant wird. Beide Ausstellungen widmen sich dem Werk unangepasster und widerständiger weißer, toter, deutscher Männer, die sich für Ethnographie in der kolonialen Welt interessiert haben. Durch ihr ethnographisches Werk und nach ihrer Anschauung haben sie „innerhalb der westlichen Institutionen eine Gegenposition entwickelt“,[4] wie es im Vorwort des Katalogs zur Ausstellung „Liebe und Ethnologie“ über Fichte heißt, was aber über beide Autoren gesagt werden kann.
Julius Lips‘ Buch „The Savage Hits Back“,[5] das in den 1930er Jahren im US-amerikanischen Exil entstand, stellt die Frage, „wie die Kolonialisierten die weißen Machthaber sahen“.[6] Lips sammelte und studierte ethnographische Objekte, in denen indigene Künstler*innen in den Kolonien die Akteure des Kolonialismus dargestellt und repräsentiert haben. Damit betrieb Lips den Blickwechsel als eine der zentralen Praktiken der Ethnographie. Deutlich wird, wie den stereotypen Bildern nichtwestlicher Wildheit und Rohheit, die man in europäischen Darstellungen des Nicht-Europäischen findet, eine spiegelbildliche Entsprechung außerhalb Europas gegenübersteht. Dort werden die Europäer*innen als groteske grausame Wilde repräsentiert. Die Ausstellung präsentiert dabei viele dieser in Lips‘ Buch verwendeten Objekte – teils aus der von Lips zusammengestellten Sammlung, die im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln lagert. Ein Beispiel für diesen Blickwechsel ist eine Schreckfigur von den Nikobaren im Indischen Ozean, die Julius Lips als Titelbild für die Erstausgabe von „The Savage Hits Back“ gedient hat. Dort reckt ein britischer Kolonialbeamter mit gebleckten Zähnen die rechte Hand in die Höhe.[7] Der scheinbare Hitlergruß diente Lips als Anspielung auf die politische Lage in Deutschland. Dieser Blickwechsel lässt den Betrachter zunächst eine (scheinbar) andere, nichtwestliche Perspektive einnehmen und kann zum Ausgangspunkt dienen, die kulturelle Konstruktion zu hinterfragen, die gewöhnlich als das Eigene, das Normale erlebt wird.[8] Die Ethnographie beinhaltet in diesem Sinne immer den Blickwechsel.
Fichtes Interesse war ebenso ethnographisch. Ihn begeisterte „die afrikanische Kultur“, von der er auch meinte, dass sie in der Diaspora der Karibik und Amerikas eine Gegenkultur zum Westen bildet, die es erlaube, „die westliche Kultur“ zu hinterfragen. Fichte geht dabei in seinem Hauptwerk, das nach seinem Tod als siebzehnbändige „Geschichte der Empfindsamkeit“ veröffentlicht worden ist, sowie in seinen Werken der „Ethnopoesie“ über den Blickwechsel hinaus. Sein Zugriff auf das Andere, das Nicht-Europäische erfolgt im Modus der Einfühlung. Durch Empfindsamkeit und Empfindung lässt sich Ethnographie auf das andere ein, um Verständnis und Vertrautheit zu wecken. Fichte meinte das durchaus sexuell. In einem Interview mit dem Monopol-Magazin hat einer der Kuratoren von „Liebe und Ethnologie“, Diedrich Diederichsen, diesen Modus der Einfühlung mit Fichtes Losung von der „Verschwulung der Welt“ in Zusammenhang gebracht.[9] Klandestin und netzwerkartig, wie die schwule Welt der 1970er Jahre, gehe es darum, das Andere fühlend zu erleben, sich auf es einzulassen, um ein anderes, neues Verständnis einzunehmen. In diesem Sinne bildet die Einfühlung eine zentrale Praxis der Ethnographie, oder anders ausgedrückt: die Ethnographie ist in diesem Sinne auch schwule Praxis.
Doch obwohl beide Ausstellungen Ausstellungen über Ethnographie sind, und die ethnographische Erkenntnisweise nutzen, gehen sie doch über ein Plädoyer für die Ethnographie hinaus. Sie nähern sich vielmehr in komplexer Weise dem untrennbar miteinander verschränkten Komplex von Ethnographie und Kolonialismus. Denn beide Praktiken des Ethnographischen, der Blickwechsel und die Einfühlung, müssen, so sehr sie zunächst zu glücken scheinen, auch scheitern.
„Spektral-Weiß“ zeigt dieses Scheitern über den Zugang zu den ethnographischen Objekten selbst. Es gelingt den Kurator*innen Anna Brus und Anselm Franke in eindrücklicher Weise zu zeigen, dass die von Lips gesammelten und beschriebenen Objekte keineswegs von einem einfachen, sondern von multiplen Blickwechseln gekennzeichnet sind. Die Objektbiographien zeigen, dass sie mitnichten „reine“ indigene Reaktionen auf koloniale Eindringlinge darstellen, sondern in vielfältiger Weise in koloniale Machtverhältnisse eingebunden sind. Manche sind als Souvenirs für den Verkauf an Europäer*innen eigens angefertigt worden. Andere sind regelrechte Auftragsarbeiten, die die Wünsche von Europäer*innen berücksichtigten, wie sie dargestellt werden wollten. Brus hat sich auch bemüht, manche der Objekte, die in Lips‘ Buch noch wenig historisch kontextualisiert sind, einzelnen Künstler*innen zuzuordnen und Informationen über sie zusammenzutragen. Diese intensive Kontextualisierung der Objekte erlaubt, sie als Resultate komplexer Produktionsbedingungen und Machthierarchien erkennbar zu machen. Der koloniale Blick bleibt in die Objekte eingeschrieben, der Blickwechsel ins nichteuropäische Andere erscheint dadurch hinterfragt, wenn nicht vereitelt.
„Liebe und Ethnologie“ thematisiert ebenfalls das Scheitern der Ethnographie als das Scheitern der Einfühlung. Fichte, so wird bereits in seinem auf Deutsch erschienenen Werk deutlich, interessiert sich zunächst für das Andere als Ideenlieferanten. Schon sprachlich kommuniziert sein Werk nicht zu denjenigen, in die er sich eingefühlt hat. Der Ausgangspunkt der Ausstellung war daher, Fichtes Werk aus dem Deutschen zu übersetzen, ins Portugiesische etwa oder ins Englische, um eine Auseinandersetzung lokaler Künstler*innen zu ermöglichen. Diese Reaktionen auf Fichte, zumeist in Form kritischer und gebrochener Aneignung von Motiven, sind dann Gegenstand der von Anselm Franke und Dietrich Diederichsen kuratierten Ausstellung geworden. Wie sehr sich die Subjekte/Objekte von Fichtes ethnographischer Einfühlung und Empfindsamkeit missverstanden oder jedenfalls anders verstanden fühlen, wird in der Ausstellung deutlich. Manche kritisieren etwa, wie Diederichsen ausführt, die fetischhafte Weise, auf die sich Fichte auf schwarze Körper bezieht.[10] „Liebe und Ethnologie“ versammelt daher Reaktionen der Ethnografierten auf die Ethnographie und zeigt damit auch ein koloniales Scheitern auf.
Fichte und Lips interessierten sich zu allererst für Deutschland. Die deutsche Mehrheitsgesellschaft war das Zielpublikum, das es produktiv zu verwirren und zum Nachdenken zu bringen galt. Das Koloniale an der Ethnographie ist nicht etwa lediglich, dass sie als Forschungsansatz in Zeiten des Kolonialismus entstand und mit ihm institutionell verbunden war. Die ethnographische Praxis ist gewissermaßen selbst in letzter Konsequenz kolonial. Es geht um das verstehen, sichtbar machen, repräsentieren unter den Bedingungen europäischer Wissensproduktion und westlicher Machtapparate. In gewissem Sinne ist der neugierige Blick, der Wissen über andere akkumulieren, speichern und verstehbar machen will, so konstitutiv er für das europäische Wissenschaftsverständnis ist, immer auch ein kolonialer Blick.
Diese Kritik der Ethnographie, die in aller Deutlichkeit von den Ausstellungen thematisiert wird, ließe sich auch umlenken und auf die Ausstellungen selbst richten. Bleiben sie doch auch irgendwie koloniale ethnographische Formate. Beide haben weiße, (wenngleich lebende), deutsche Kurator*innen, die sich – wenngleich vom Anspruch her differenzierter als Ihre Vorgänger – für das Andere interessieren. Ihr Zielpublikum ist eine bestimmte westliche Elite, die ins Haus der Kulturen der Welt geht. „Liebe und Ethnologie“ lässt Auftragskunst aus dem Globalen Süden produzieren, gleichsam als Rohstoff-Lieferant für postkoloniale Kritik daheim. „Spektral-Weiß“ verbleibt letzten Endes doch im Modus biodeutscher Selbstaufklärung durch das Fremde, nur wird die Fußnote angefügt, dass doch alles noch viel komplizierter und verstrickter ist, als gedacht. Schwenkt man ein auf diese nahe liegende Argumentationsstruktur, bleibt konsequenter Weise nur eines übrig: die Abschaffung der Ethnographie samt ihren musealen Spielarten. Und das ist ja auch, was nicht Wenige heute fordern.[11]
Den Kurator*innen sind diese Kritikpunkte zweifellos auch in den Sinn gekommen. Dennoch haben sie es vorgezogen, ihre Ausstellungsidee nicht aufzugeben, sondern weiter zu verfolgen. Und es ist ja genau dies die Haltung, die die Sozial- und Kulturanthropologie als Disziplin auch annimmt: die, um es abschätzig zu sagen, des kritischen Mitläufers oder, um es etwas freundlicher auszudrücken, des mitlaufenden Kritikers. Das paradoxe Unternehmen der Ethnographie ist (und das war es auch schon immer), sich der konstitutiv kolonialen Geste bewusst zu sein, die das beharrliche Nachdenken über andere mit sich bringt, das Machtungleichgewicht durch reflexive Methode nach bestem Wissen (oft mit bescheidenem Erfolg) zu mindern zu versuchen, und letztlich doch an dem Unternehmen festzuhalten. Mit dem ethnographischen Blick, der auch immer etwas Koloniales hat, kann, so weiß die Ethnographie, Verständnis über soziale und kulturelle Grenzen hinaus hergestellt werden. Aber dieses Wissen über andere zu erwerben, ist eben auch immer eine Machtgeste, die die so Verstandenen in verletzender Weise abstempeln kann, wenn nicht viel Schlimmeres.
Die Alternative erscheint den meisten dann nämlich als das noch schlimmere Übel: Ein aus kolonialer Kritik heraus geborener epistemischer Essentialismus, in dem alle eigentlich nur über „ihre Leute“ etwas Richtiges wissen können, gemischt mit einem wissenschaftlichen Provinzialismus, in dem es nicht nur anstrengend, sondern auch moralisch fragwürdig wird, über den eigenen Tellerrand hinaus zu denken. Das offensichtliche Problem mit einer solche Haltung ist aber, dass sie erst recht nichts am kolonialen Unrecht ändert, von dem Welt nach wie vor geprägt ist. Heraus kommt dabei eher das Gegenteil einer Dekolonisierung der Wissenschaften. Nicht umsonst sind epistemischer Nationalismus und wissenschaftliche Provinzialität die Grundbausteine rechtsnationaler Politik. Die wissenschaftliche Neugier darauf, wie es woanders wohl ist, richtigerweise als eine koloniale Geste zu erkennen, ist das eine. Darauf gänzlich zu verzichten und trotzdem die politische Stellungnahme gegen globale Ungleichheiten zur eigenen Sache machen zu wollen, lässt sich nicht machen. Es ergibt sich also für die Sozial- und Kulturanthropologie die Abwandlung des ebenso bekannten wie unschönen Winston-Churchill-Zitats: „Die Ethnographie ist die schlechteste aller wissenschaftlichen Ansätze, mit Ausnahme aller anderen.“
Die beiden Ausstellungen „Spektral-Weiß“ und „Liebe und Ethnologie“ wagen diese unangenehme Aufgabe und man kann erkennen, dass sich in ihnen ein Raum der Auseinandersetzung und Aushandlung aufspannt, in dem es sich zu denken lohnt. Obschon wie alle ethnographischen Ausstellungen nicht frei vom Kolonialismus, können sie doch eine Kritik des Kolonialismus befördern – freilich nicht ohne den Preis, einer vermeintlichen moralischen Reinheit verlustig zu gehen. Ethnographische Objekte geben den Raum, kritisch über den Kolonialismus zu sprechen. Künstler*innen aus den ehemaligen Kolonien kommen gegen den Kolonialismus der Ethnographie zu Wort. Das westliche Selbstverständnis wird kritisch herausgefordert. Das vermeintlich Normale gerät in seiner Verwobenheit mit kolonialen Machtbeziehungen in den Blick. Es spannen sich dann eben doch Räume für die Hinterfragung und Kritik der kolonialen Welt auf, die Ausstellungen über weiße, tote, deutsche Männer sonst gewöhnlich nicht zu Wege bringen. Mag sein, dass das dem kritischen Auge als eine bescheidene, vielleicht allzu bescheidene Bilanz erscheint. Die Ethnographie ist daran gewöhnt. Sie darf ja, wie jeder weiß, ohnehin nur darauf hoffen, sich auf ihrem mühsamen Weg zu den partiellen Wahrheiten mal besser und mal schlechter zu schlagen. Wissenschaftliche Perfektion und die feste Sicherheit, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen, erreicht man nur unter anderen theoretisch-methodischen Vorannahmen. Ohne Ethnographie aber, auch das zeigen diese Ausstellungen, wird es schwer mit einer durchgreifenden Kritik des Kolonialismus.
Jonas Bens ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am DFG-Sonderforschungsbereich „Affective Societies“ und lehrt am Institut für Sozial- und Kulturanthropologie der Freien Universität Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Politischen Anthropologie und der Rechtsanthropologie. Zurzeit bearbeitet er ein Forschungsprojekt über die Konflikte um ethnographische Sammlungen aus der Kolonialzeit in Deutschland und Tansania, um transnationalen Eigentumskonflikten in der postkolonialen Welt allgemeiner auf die Spur zu kommen.
Anmerkungen
[1] Fischer, Hans (1990): Völkerkunde im Nationalsozialismus: Aspekte der Anpassung, Affinität und Behauptung einer wissenschaftlichen Disziplin. Berlin: Reimer, S. 181-190.
[2] Dies wird in der wissenschaftshistorischen Arbeit von Ingrid Kreide-Damani deutlich, in der sie Lips‘ Lebensgeschichte, der des nazitreuen Ethnologen Martin Heydrich gegenüberstellt: Kreide-Damani, Ingrid (2010) „Julius Lips, Martin Heydrich und die (Deutsche) Gesellschaft für Völkerkunde“, In: Kreide-Damani, Ingrid (Hg.) Ethnologie im Nationalsozialismus: Julius Lips und die Geschichte der „Völkerkunde“. Wiesbaden: Reichert, S. 23-284. Damit revidiert Kreide-Damani die wesentlich negativere Darstellung von Lothar Pützstück, der ersichtlich die Entscheidung von Julius und Eva Lips, in die DDR nach Leipzig zurückzukehren, stark negativ bewertet hat und daraus Lips‘ Biographie in ein äußerst schlechtes Licht rückt: Pützstück, Lothar (1995) ‚Symphonie in Moll‘: Julius Lips und die Kölner Völkerkunde, Pfaffenweiler: Centaurus. Vgl. auch hierzu die Einschätzungen von André Gingrich: Gingrich, André (2010) „Wege, Irrwege und Potenziale von Wissenschaftsgeschichte: Die ‚Causa Lips‘ und ein Fach, das früher Völkerkunde hieß“, Kreide-Damani, Ingrid (Hg.) Ethnologie im Nationalsozialismus: Julius Lips und die Geschichte der „Völkerkunde“. Wiesbaden: Reichert, S. 7-10.
[3] Diesem Aspekt von Fichtes Werk widmet sich ein interessanter Essayband: al-Daif, Rashid / Helfer, Joachim (2006) Die Verschwulung der Welt – Rede gegen Rede. Beirut – Berlin. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
[4] Wahjudi, Claudia (2019): „Wie die Kolonialisierten die weißen Machthaber sahen“. In Der Tagesspiegel vom 14.11.2019. Online abrufbar unter https://www.tagesspiegel.de/kultur/ausstellung-im-hkw-wie-die-kolonialisierten-die-weissen-machthaber-sahen/25223592.html.
[5] 1983 gab Julius Lips‘ Ehefrau Eva eine deutschsprachige Fassung unter dem Titel „Der Weiße im Spiegel der Farbigen“ heraus (München, Hanser).
[6] Diederichsen, Diedrich / Franke, Anselm (Hg.) (2019): Liebe und Ethnologie: Die koloniale Dialektik der Empfindlichkeit (nach Hubert Fichte). Haus der Kulturen der Welt: Sternberg Press: 5.
[7] Vgl. Wüllenkemper, Cornelius (2019) „Kolonisatoren im Portrait: Ausstellung Spektral-Weiß“. Deutschlandfunk. Online unter https://www.deutschlandfunk.de/ausstellung-spektral-weiss-kolonisatoren-im-portraet.691.de.html?dram:article_id=462424.
[8] Ein weiteres sehr gelungenes Beispiel für den ethnographischen Blickwechsel im Museum ist die von Matthias Weiß kuratierte Ausstellung „Wechselblicke – zwischen China und Europa 1669-1907“, die von August 2017 bis Januar 2018 in der Berliner Kunstbibliothek gezeigt wurde.
[9] Hindahl, Philipp (2019) Liebe und Ethnologie: „Wir wollen die Empfindungen restituieren“. In: Monopol-Magazin. Online unter https://www.monopol-magazin.de/interview-fichte-diederichsen.
[10] Ibid.
[11] Ich habe auf diesem Blog diese Position schon einmal als ein Ende des Meinungsspektrums in der Debatte um das Berliner Humboldt Forum beschrieben, wobei sich die Sozial- und Kulturanthropologie aus meiner Sicht „zwischen die Stühle“ setzen muss.