24/06/20

„In Isolation“

Dokumentation über die Zeit nach dem COVID-19 Lockdown

Die Idee zu dem Film „In Isolation“ ist während der Zeit nach dem Corona-Lockdown im März 2020 entstanden. Die damit verbundene kollektive Isolation, die uns alle in Österreich in Distanz zueinander und zur Außenwelt setzte, hat mich so in ihren Bann gezogen, dass ich von heute auf morgen begann, dieses Projekt umzusetzen. Die Zeitspanne von der Idee bis zur Fertigstellung des Films erstreckte sich über sechs Wochen. Ich selbst habe diese Zeit als sehr facettenreich wahrgenommen. Ich erlebte sie als “außerhalb der Zeit” stehend und nahm ein breites Spektrum von Phänomenen wahr – wie Entschleunigung, Entspannung, Stille, aber auch Unsicherheit, Ängste und Einsamkeit. Die entstandene Nähe und Distanz zwischen den Menschen durch die verordneten Maßnahmen hat mich besonders ergriffen. Dies hat mein Feuer entfacht, mehr über die Wahrnehmungen und Empfindungen unterschiedlicher Menschen diesbezüglich zu erfahren. Ich fragte danach, wie die ProtagonistInnen den Lockdown und die Wochen danach erlebt haben, was die Isolation in ihnen ausgelöst hat, wie sie diese persönlich empfunden und gelebt haben etc. Die ProtagonistInnen waren während der Dreharbeiten von den allgemein gültigen Ausgangsbeschränkungen betroffen: ÖsterreicherInnen durften ihr Haus nur verlassen, wenn sie zur Arbeit gehen, Lebensmittel einkaufen, anderen Menschen helfen oder spazieren gehen wollten – alles mit einem Mindestabstand von einem Meter.

Die Mehrzahl der ProtagonistInnen, mit welchen ich vor den Dreharbeiten ausführliche Gespräche führte, sind aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Drei von ihnen wurden mir von engen Freunden vermittelt. Meine Auswahl dieser GesprächspartnerInnen basierte auf einer intuitiven Vorgehensweise. Sie leben alle in und um Wien, zwei davon in einer kleinen Vorstadt und einem kleinen Dorf nahe bei Wien. Viele von ihnen leben in einem Familienverband, einige alleine. Unter ihnen befindet sich u.a. eine Jurastudentin, eine Mitarbeiterin eines Radiosenders, zwei Personen, die im Gesundheitsbereich arbeiten, eine theologische Pfarrerin, eine Psychotherapeutin und ein Pflegeassistent i.A.

In diesem Film war es mir wichtig, die Stimmung dieser Zeit einzufangen und unterschiedliche Sichtweisen und Erlebnisse zu dem Thema Isolation zusammenzuführen.

 

 

Anna Ixy Noever: Studium der Kultur- und Sozialanthropologie mit dem Nebenfach Philosophie und Psychologie in Wien. Mag. phil. Universität Wien 1997. Promotion 2017 am Institut für Kunst- und Wissenstransfer, Universität für Angewandte Kunst Wien. Durchführung zahlreicher Feldforschungen bei dem Berberstamm der Ayt Hdiddu im zentralen Hohen Atlas in Marokko. Lehrbeauftragte am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien, am Institut für Kunst- und Wissenstransfer der Universität für angewandte Kunst Wien sowie am Institut für Psychologie der Universität Innsbruck. Einjährige Gastprofessur an der Universität für angewandte Kunst Wien. Derzeit: Leiterin von Schulworkshops, Video- und Fotoworkshops zu den Themenschwerpunkten Globalisierung, Identität, Migration, Integration etc. sowie Elterncoaching mit MigrantInnen. Regisseurin zahlreicher Dokumentarfilme. Kontakt: ixy@gmx.at