Abwesenheit und vermittelte Anwesenheit von Familienmitgliedern
Paper proposal for the planned handbook “Accompanied Fieldwork in Anthropology”, edited by Julia Koch-Tshirangwana, Judit Tavakoli & Sophia Thubauville, cp. GAA Working Group „Family in the Field” & Handbook Project “Accompanied Fieldwork in Anthropology”
Welchen Einfluss hat die Abwesenheit von Familienmitglieder in der Feldforschung (und später in der Analyse und im Schreibprozess), insbesondere wenn es um enge Bezugspersonen, Partner:innen und Kinder geht? Welche Formen der Abwesenheit können hier differenziert werden und wie werden abwesende Personen durch unterschiedliche mediale Formate (Fotos, Videotelefonie, Chat, etc.) in verschieden Kontexten anwesend und präsent gemacht? Vielleicht die wichtigste Frage: welche Auswirkung hat dies auf den Forschungs- und Erkenntnisprozess? In diesem Handbuchbeitrag werde ich einem kurzen Überblick über die relevante Literatur zur Abwesenheit und der vermittelten Anwesenheit von engen Bezugspersonen in der Feldforschung (und darüber hinaus) geben. Anhand von ausgewählten empirischen Beispielen werden einige der ethischen, methodischen und erkenntnistheoretischen Herausforderungen vorgestellt, denen Sozial- und Kulturanthropolog:innen in der Forschung mit abwesenden Familienmitgliedern in europäischen und außereuropäischen Kontexten begegnen. Durch diese Beispiele wird das Ideal des „einsamen Forschers“ durch eine relationale Betrachtung der Forscher:innenperson und der Dekonstruktion des „exotischen“ Feldforschungsortes durch den Blick auf die Forschung in der „eigenen“ Gesellschaft und der (De-)Konstruktion des Feldes kritisch beleuchtet.